Es war wie die letzte Einstellung eines Spielfilm-Dramas aus den 50ern. Ich sah den Felsen durch Nebel, das Licht war gleißend und immer wieder spritzte die Gischt weit an den Klippen hinauf. Die paar Touristen, die hier waren, schauten aufs Meer hinaus, versuchten Schiffe auszumachen oder markante Punkte auf der anderen Seite der Bucht.
Ich war lange nicht hier gewesen, aber solche Orte verändern sich nicht. Der Weg zum Drachenkopf hinaus bekommt vielleicht mal ein neues Geländer, aber sonst bleibt alles beim Alten. Das ist so schön an diesen Orten, man kann die Gefühle von früheren Besuchen wieder beleben, man kann den Menschen wieder beleben, als der man schon mal dort war - oder ihn endgültig begraben.
Mir fällt die Szene aus Vertigo ein, die an einer ähnlichen Küstenstelle spielt. Kim Novak legt wie in Trance ihren Finger an eine Stelle dieses riesigen Baumstumpfes. Auf einen der mittleren Jahresringe und sagt „Hier bin ich geboren.“ Langsam hebt sie den Finger und legt ihn einige Ringe weiter außen sanft wieder ab „Und hier bin ich gestorben.“ James Steward sieht sie mit fassungslosem Entsetzen an – er ist ein Meister des fassungslosen Entsetzens.
Ich bekomme eine leichte Gänsehaut. Toller Film. Und so passend, gerade jetzt. Ich wusste, dass ich wieder kommen würde, um das hier zu Ende zu bringen. Schade, dass es so lange gedauert hatte, ich hätte mich gerne schon früher davon befreit.
Ich habe mich an die Helligkeit hier draußen gewöhnt, überquere jetzt die schmalste Stelle des Pfades zum Drachenkopf. Hier beginnen einige sehr weit auseinander gezogene Stufen, die in die schmale Aussichtsplattform münden. Eine kleine Gruppe lachender Jugendlicher verlässt den Felsen gerade, im Vorübergehen streift mich eine der jungen Frauen. Ungefähr so alt war ich damals, hatte das Haar genauso kurz wie sie.
Die Stimmen entfernen sich, nun bin ich allein hier draußen.
Nach ein paar ruhigen Atemzügen ziehe ich das kleine Päckchen aus der Tasche. Ich wiege es einen Moment in der Hand, es kommt mir schwer vor. Dann hole ich aus. Weitwurf war nie meine Stärke, aber hierfür reicht es. Ich sehe das Bündel erst in den Himmel fliegen, dann eine Kurve beschreiben und im Wasser verschwinden. Ich hatte beim Eintauchen eigentlich ein sattes Geräusch erhofft, aber die Brandung ist zu stark.
Ohne noch innezuhalten drehe ich mich um, und gehe erleichtert davon.
Kim Novak hat den armen James ganz schön verarscht.
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Leyla
Es war schon spät als Leyla das Haus verließ. Sie war...
Australia - 3. Okt, 17:29
Cloudbusting...
Er hatte gesagt, die Wolken wären jetzt genau richtig....
Schwindelfrei
Ich war lange nicht hier gewesen, aber solche Orte verändern sich nicht. Der Weg zum Drachenkopf hinaus bekommt vielleicht mal ein neues Geländer, aber sonst bleibt alles beim Alten. Das ist so schön an diesen Orten, man kann die Gefühle von früheren Besuchen wieder beleben, man kann den Menschen wieder beleben, als der man schon mal dort war - oder ihn endgültig begraben.
Mir fällt die Szene aus Vertigo ein, die an einer ähnlichen Küstenstelle spielt. Kim Novak legt wie in Trance ihren Finger an eine Stelle dieses riesigen Baumstumpfes. Auf einen der mittleren Jahresringe und sagt „Hier bin ich geboren.“ Langsam hebt sie den Finger und legt ihn einige Ringe weiter außen sanft wieder ab „Und hier bin ich gestorben.“ James Steward sieht sie mit fassungslosem Entsetzen an – er ist ein Meister des fassungslosen Entsetzens.
Ich bekomme eine leichte Gänsehaut. Toller Film. Und so passend, gerade jetzt. Ich wusste, dass ich wieder kommen würde, um das hier zu Ende zu bringen. Schade, dass es so lange gedauert hatte, ich hätte mich gerne schon früher davon befreit.
Ich habe mich an die Helligkeit hier draußen gewöhnt, überquere jetzt die schmalste Stelle des Pfades zum Drachenkopf. Hier beginnen einige sehr weit auseinander gezogene Stufen, die in die schmale Aussichtsplattform münden. Eine kleine Gruppe lachender Jugendlicher verlässt den Felsen gerade, im Vorübergehen streift mich eine der jungen Frauen. Ungefähr so alt war ich damals, hatte das Haar genauso kurz wie sie.
Die Stimmen entfernen sich, nun bin ich allein hier draußen.
Nach ein paar ruhigen Atemzügen ziehe ich das kleine Päckchen aus der Tasche. Ich wiege es einen Moment in der Hand, es kommt mir schwer vor. Dann hole ich aus. Weitwurf war nie meine Stärke, aber hierfür reicht es. Ich sehe das Bündel erst in den Himmel fliegen, dann eine Kurve beschreiben und im Wasser verschwinden. Ich hatte beim Eintauchen eigentlich ein sattes Geräusch erhofft, aber die Brandung ist zu stark.
Ohne noch innezuhalten drehe ich mich um, und gehe erleichtert davon.
Kim Novak hat den armen James ganz schön verarscht.