Auch wenn die Sonne schon hoch stand, war es sehr frisch und Tashi zog seinen Kimono enger. Der Weg auf dem Berggrat war längst kein gefährlicher mehr - vor Jahren hatte der Abt die ganze Strecke ebnen und ein Geländer anbringen lassen. Der Weg war sehr kunstvoll geworden, gewundene Strecken an der einen Stelle, an anderer Stufen unterschiedlicher Länge und Höhe. Mönche hatten ihn entworfen und gebaut und sich viel dabei gedacht und auf alles Rücksicht genommen. Der Weg zur uralten Zeder war in fast jeder Hinsicht perfekt, ein hervorragend eingepasstes Kunstwerk.
Aber das eben war sein Mangel - ihn zu schaffen war eine große Leistung gewesen, ihn zu benutzen nicht. Tashi war an der Zeder angekommen und blickte auf die Wolkendecke, die ihn nahezu umringte und in der gleißenden Sonne beinahe wie das Meer aussah. Er hatte auch das Meer kennengelernt, bevor er hierher kam. Vom Kloster hörte er die Glocke schlagen und er begann reflexartig mit der Rezitation der alten Verse.
Seine Stimme hob sich und durch die mühsam erlernte Atemtechnik gewann sie immens an Volumen und widerhallte von den Felsen, die unter den Wolken lagen. Es war nicht mehr seine Stimme - dieses Hallen, dieses Klingen war mehr als er. Vor weit mehr als zweitausend Jahren hatte Meister Shaoshan diesen Ort gefunden und verweilte hier in den kalten Bergen sieben Menschenalter. Dann kamen die ersten Schüler, die das Kloster erbauten und von Meister Shaoshan unterrichtet wurden. Sie waren bereits ergraut, als der Meister sie für befähigt hielt, nun selbst unterrichten zu dürfen - solange bis er wiederkäme.
Tashi senkte seine Stimme und langsam ebbten die Echos ab zu einer geisterhaften Stille. "Junge, Du blökst wie ein Ochse mit Darmwinden" lachte ein alter Mann, aus dem Schatten der Zeder tretend.
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Leyla
Es war schon spät als Leyla das Haus verließ. Sie war...
Australia - 3. Okt, 17:29
Cloudbusting...
Er hatte gesagt, die Wolken wären jetzt genau richtig....
Aber das eben war sein Mangel - ihn zu schaffen war eine große Leistung gewesen, ihn zu benutzen nicht. Tashi war an der Zeder angekommen und blickte auf die Wolkendecke, die ihn nahezu umringte und in der gleißenden Sonne beinahe wie das Meer aussah. Er hatte auch das Meer kennengelernt, bevor er hierher kam. Vom Kloster hörte er die Glocke schlagen und er begann reflexartig mit der Rezitation der alten Verse.
Seine Stimme hob sich und durch die mühsam erlernte Atemtechnik gewann sie immens an Volumen und widerhallte von den Felsen, die unter den Wolken lagen. Es war nicht mehr seine Stimme - dieses Hallen, dieses Klingen war mehr als er. Vor weit mehr als zweitausend Jahren hatte Meister Shaoshan diesen Ort gefunden und verweilte hier in den kalten Bergen sieben Menschenalter. Dann kamen die ersten Schüler, die das Kloster erbauten und von Meister Shaoshan unterrichtet wurden. Sie waren bereits ergraut, als der Meister sie für befähigt hielt, nun selbst unterrichten zu dürfen - solange bis er wiederkäme.
Tashi senkte seine Stimme und langsam ebbten die Echos ab zu einer geisterhaften Stille. "Junge, Du blökst wie ein Ochse mit Darmwinden" lachte ein alter Mann, aus dem Schatten der Zeder tretend.